Eines der entscheidenden Wirkmechanismen in der Nutzung von Druckpunkten heißt Winkel und Richtung. Ohne kann man es eigentlich gleich vergessen. Der Winkel und die Richtung beziehen sich auf den Weg, der verfolgt werden muss, um einen bestimmten Punkt überhaupt effektiv stimulieren zu können.

Mit Rotz und Tränen zum Erfolg

In der Regel werden die meisten Punkte auf einer bestimmten Diagonale und weniger auf horizontalem oder vertikalem Weg angegriffen. Ein toller und praktischer Punkt, um das zu diskutieren, ist die Nase.

Im Allgemeinen hört man sehr häufig, dass die Nase direkt geschlagen werden soll, als ob man sie flach gegen das Gesicht quetschen soll. An anderer Stelle wird die Nase vertikal von unten nach oben angegriffen. Beides ist eher suboptimal.

Schauen wir uns das genauer an!

Unter Berücksichtigung der Anatomie ist es um einiges wahrscheinlicher, dass ein Bruch eher geschieht, wenn die Nase seitlich getroffen wird, als wenn sie frontal geschlagen wird. Die Nase ist von vorne nach hinten strukturell stark. Da die Nasenknochen jedoch relativ dünn sind, sind sie seitlich schwach. 

Bei der Geheimtechnik von unten nach oben zeigt sich dasselbe Muster. Auch hier arbeitet die Anatomie gegen die Effektivität der Technik. Nicht nur ist das Nasenbein strukturell stark, sondern auch der Schädel gibt eine gute Stütze ab. Von wegen das Nasenbein ins Gehirn treiben. Dies könnte funktionieren, wenn die Faust ein Lenkrad bei 110km/h wäre, dass bei einem Unfall eine Zertrümmerung nach sich zieht. Das ist eine Energie, die in einem Kampf eher unrealistisch erscheint.

Der richtige Winkel und Richtung der Nase

Doch was ist der richtige Winkel und Richtung?

Verstehen wir uns nicht falsch. Haue ich die Nase, tut es weh. Ob von vorne oder von unten nach oben. Beides ist schmerzhaft. Doch im Bereich der Anwendungsmöglichkeiten mit Vitalpunkteinsatz geht es um die größte Effektivität im Verhältnis zum Krafteinsatz. Also mit wenig viel erreichen! Und zusätzlich noch um einen möglichen psychologischen Effekt. Wenn ich als Verteidiger weiß, ich kann mich effektiv verteidigen, ohne große (bleibende) Schäden anzurichten, werde ich mich vermutlich schneller und konsequenter verteidigen.

Nutzt man jetzt Pressure Points, und gibt mit seinem vielleicht unnötigen Wissen an, dann heißt das, schlag die Nase schräg von oben nach unten.

Das Ziel ist ein Leberpunkt der Nase. Ebenso wie die Reflexzonen an Händen, Füßen und Ohren befinden sich ähnliche Zonen an der Nase, die einem organbezogenen Meridian entsprechen. Der Leberpunkt befindet sich auf der Mittellinie der Nase, genau an der Verbindungsstelle des Nasenbeins und des Nasenknorpels. Entlang jeder Seite des Nasenknorpels befindet sich ein sehr kleiner Nerv, der als vorderer Siebbeinnerv (Nervus ethmoidalis anterior) bezeichnet wird. Dies sind Äste der Augennerven und stehen somit in direktem Zusammenhang mit dem Sehorgan, was besonders wichtig ist, um zu verstehen, wie dieser Punkt einen Großteil seiner Wirkung entfaltet.

In diesem Zusammenhang verweise ich auf eine weitere wichtige Regel bei der Anwendung von Pressure Points: Dehne es, um es zu Schlagen!

Nerven reagieren stark auf Dehnung und Streckung. Indem wir die Spitze der Nase, also den Nasenknorpel schräg nach unten schlagen, geschieht genau das mit dem vorderen Siebbeinnerv.

Ein richtiger Schlag und viel erreicht!

Als Ergebnis können wir einige Punkte im Gebiet der Bereichskontrolle für uns einstreichen.

  • Laufen der Augen und der Nase, 
  • unwillkürliches Zucken der Augen und 
  • Sehstörungen. 

Im Bereich der kinästhetischen Reaktion, lehnt sich der Körper vom Schlag weg und der Kopf zieht nach hinten und unten. Da unser Angriffsziel mit der Leber zusammenhängt, werden der Lebermeridian und die Funktion des Organs geschwächt (Kompromittierung des Systems). Schließlich werden durch die Verbindung dieses Punktes mit der Leber und den Augen (die ebenfalls mit der Leber verwandt sind) Punkte auf Magen, Milz, Gallenblase, Leber und (interessanterweise) dem Herzmeridian aufgrund der Beziehungsartefakte angreifbar.

Wenn Du dich fragen solltest, was ich mit den Begriffen Bereichskontrolle, kinästhetischen Reaktion, Kompromittierung des Systems und Beziehungsartefakte meine, zieh dir doch den Artikel zu den Grundlagen der Kyushotheorie rein.

Obwohl es sich nur um die Nase handelt, wird hier das Prinzip von Winkel und Richtung mehr als deutlich und die Anwendung dieses Wissens kann für die humane Anwendung in der Selbstverteidigung durchaus sinnvoll sein. Ein richtig ausgeführter Schlag verursacht ein erhebliches Maß an Reaktion und körperlicher Störung auf der einen Seite, aber wahrscheinlich keinen oder kaum physischen Schaden auf der anderen Seite. Sogar Nasenbluten ist hier eher unwahrscheinlich. Da die Effekte entlang der Nerven übertragen werden, die das Sehvermögen beeinträchtigen, leidet die Person an einer sensorischen Desorientierung. Es gibt jedoch keine neurologischen Schäden, die das Gehirn durch das Herumschwappen im Schädel verursacht, wie es bei einem typischen stumpfen Kraftangriff auf den Kopf geschieht. Und da die Wirkung mehrere Minuten dauern kann, bietet sie eine hervorragende Möglichkeit zur Flucht.

Klingt doch ganz spannend, um es mal zu testen.

Jetzt wünsche ich dir viel Spaß beim Training.

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