Ohne den richtigen Winkel, Aktivierungsrichtung und Aktivierungsart lassen sich Pressure Points nicht ordentlich bis gar nicht stimulieren. Doch abseits dieser Thematik können Winkel und Richtung im Kyusho noch weitaus grundlegender verstanden werden.

Wie schon an so mancher Stelle beschrieben, ist ein Kyusho Punkt eine Stelle an der besonders effektiv kinetische Energie über das periphere in das zentrale Nervensystem übertragen werden kann. Hab ich den Punkt, hab ich Winkel und Richtung und die richtige Aktivierungsart, dann fehlt nur noch die richtige Intention mit Impact und die Sache läuft.

Doch es wird der Punkt kommen, wo Du die Punkte nicht triffst. Meist daran Schuld ist die Dynamik des Kampfes. Daran lässt sich schlecht rütteln. Egal wie gut oder präzise wir sind. Egal wie die Vorbereitung des Gegners gelungen ist. Oft kommt etwas dazwischen, sodass wir nicht zum Punkt kommen. Ich weiß, flacher Wortwitz…

Doch ich komm jetzt zum Punkt.

Area Control und der Zugang zur schwachen Anatomie

Über Area Control habe ich hier schon sehr ausführlich geschrieben. Doch denken wir die Sache noch etwas weiter.

Nicht nur der Zugang zu den unterschiedlichen Pressure Points wird durch Winkel und Richtung gewährleistet. Sondern auch der Zugang zur nachteiligen Anatomie oder Manipulation des Körpers.

Gehen wir also etwas von den einzelnen und doch sehr präzisen Körperstellen weg.

Dickdarm 10/11 ist eine Stelle Nahe des Ellenbogens am Radialis auf der Arm-Außenseite. Der Winkel ist 45° in Richtung der Hand. Lasse ich den Punkt komplett außen vor und möchte nur den Ellenbogen angreifen, ist der Winkel und die Richtung ebenso funktional. Der Ellenbogen bricht nach Ihnen ein, durch die Richtung vom Körper weg wird die Schulter beeinflusst und bricht nach vorne aus. Bringt man hier genug Intention rein, rotiert der Kopf gegenläufig.

Dies kann alles eintreten, ohne auf irgendeinem Punkt zu sein. Kyusho ist die Lehre der anatomisch schwachen Stellen unter zur Hilfenahme der TCM.

Nehmen wir als weiteres Beispiel Magen 17. Ein beliebter Punkt auf dem Brustkorb in einem Interkostalraum zwischen den Rippen. Wo er genau liegt, spielt jetzt keine Rolle. Aber Winkel und Richtung sind 45° von oben nach unten oder unten nach oben in Richtung Wirbelsäule. Durch diese Orientierung lassen sich Schläge auf den Brustkorb viel effektiver gestalten, da Körperstrukturen gegen Knochenstrukturen gepresst werden. Und noch mehr, den der Körper bzw. Brustkorb ist dafür gemacht horizontalen Krafteinwirkungen zu widerstehen. Immerhin soll das Rippenkorsett viele unserer inneren Organe schützen. Jedoch funktioniert dieser Schutz nur im gesamten Verbund besonders gut. Einzelne Rippen in einem ungünstigen Winkel anzugreifen, ist für kämpferische Belange viel sinnvoller.

Noch ein letztes Beispiel ist Milz 11. Er liegt in der Innenseite des Oberschenkel. Der Winkel ist 45° nach oben in Richtung Oberschenkelknochen. Habe ich nur vor den Oberschenkel von Innen zu treten, macht auch hier Winkel und Richtung einfach Sinn. Das Knie kann die Wucht des Angriffs nicht ausgleichen, ebenso wenig wie die Hüfte, da sie für diese Richtung der Bewegung nicht gemacht sind. Weiter bringt der Winkel eine Dysbalance des Fußes mit sich, weil er durch die Orientierung des Trittes nach oben den Kontakt zum Boden verliert.

Ich finde das bemerkenswert und verrückt zugleich.

Möchte ich Kyusho machen aufgrund der Einsatzmöglichkeiten im Bereich der Nerven-Manipulation oder einfach nur weil ich die schwachen Angriffswinkel des menschlichen Körpers nutzen möchte.

Beides geht.

Ich entscheide, wie weit ich die Informationen der TCM einfließen lassen und wie präzise ich arbeiten möchte.

Dein Kyusho Nerd

About the author : Basty

Leave A Comment