Es ist doch verrückt. Diese Faszination des Kyusho Knock Outs. Du wirst angegriffen, geschubst, gegriffen und Du „schlägst zurück“, der Angreifer landet auf dem Boden und steht nicht mehr auf. Ich glaube, die meisten Interessierten fangen aufgrund dieser Vorstellung mit Kyusho an.

Dieser Beitrag ist eine Art Zusammenfassung des Videos von Sensei Mish (Kyusho Korner). Es ist keine exakte Übersetzung, sondern eine freie Auswahl von für mich wichtigen Inhalten. Ich möchte damit zeigen, dass das Thema Knock Out, nicht alles im Kyusho ist. Es ist nur ein Teil, der leider zu oft, zu viel Aufmerksamkeit bekommt.

Wieso gerade dieses Video? Naja, weil ich es einfach gut finde. Ein echt gelungenes Video zum Thema Kyusho Knockout.

Der Artikel kommt dem Video nicht mal in Ansätzen nahe und es geht viel Charme, Inhalt und Authentizität verloren. Also nehmt euch die halbe Stunde, tut es einfach! 😉

Die eben erwähnte Faszination, oder besser noch die Möglichkeit diese Fähigkeit selbst zu erlernen, jemanden easy peasy KO zu hauen, kann der Umbruch sein, seinen Kampfsport nicht mehr als Sport aufzufassen. Aus dem Sport wird etwas Neues, etwas gefährlich Faszinierendes.

Doch eigentlich verhält es sich oft so. Über die Jahre der Trainingspraxis wird der ausgeführte Knock Out unwichtiger. Er tritt zurück. Es scheint beinahe wichtiger den Partner in eine Position bringen zu können, wo ein Knock Out problemlos funktionieren würde. Ist das erreicht, muss der KO im Training nicht mehr ausgeführt werden. Was also bringt uns der KO?

Was versteht man unter einem Kyusho Knock Out?

Chris Thomas empfindet den Begriff Knock Out als irreführend. Er würde es eher als Unfähigmachung (incapacitation) beschreiben. Denn wenn jemand unfähig ist zu handeln, ist eine bewusste Handlung nicht mehr möglich.

Jim Corn beschreibt drei Phasen des KO. Phase 1 umfasst ein Schwindelgefühl. Ob es sich dabei tatsächlich um einen Knock Out handelt, stellt er infrage aber Tatsache ist, dass der Gegner unfähig gemacht wird, bewusst zu handeln. Phase 2 wird beschrieben, als ein auf die Knie gehen oder auf der Seite liegen und den Versuch sich wieder bewusst zu fangen und aufzustehen. Ein Level 3 KO ist die völlige Ohnmacht, sozusagen hängt die Zunge auf dem Boden.

So gesehen, wird der Kyusho Knock Out seiner Stellung als Knock Out beraubt. Eine Unfähigmachung des Gegners bzw. ein aktives Hervorbringen von unterschiedlichen Tiefen von Funktionsstörungen.

Wie wichtig ist der KO für das Studium des Kyusho?

Der Kyusho Knock Out ist die Spitze der Kunst, so erklärt es Jim Corn. In einem Angriffszenario wird alles vom Gehirn des Angreifers gesteuert. Demnach ist es das Höchste das Gehirn des Angreifers zu stören.

Jim Greenwood ist der Meinung, dass der KO nicht den Hauptfokus des Trainings bildet. Viel eher ist der Knock Out eine Folge der Kunst. Oder anders ausgedrückt, sie sind nur ein kleiner Teil des Kuchens.

Russell Parker sieht KOs als Beweis, dass Kyusho tatsächlich wirkt. Es ist keine Mystik, sondern eine funktionierende Möglichkeit den menschlichen Körper zu beeinflussen.

Der Knock Out ist der Punkt, an den wir in der Kunst kommen wollen. Die Frage ist eher, wie wir trainieren. Schaffen wir es in einer realistischen Dynamik, Knock Outs zu wirken. Art Mason geht noch einen Schritt weiter. Er sagt, dass neuronale Knock Outs die einzige Möglichkeit sind, realistische Angriffszenarien unbeschadet für sich selbst und für den Gegner zu überstehen. David Hogan knüpft hieran an. Die Fähigkeit Knock Outs zu wirken, gibt uns die Möglichkeit einen Kampf unmittelbar zu beenden.

Michael Patrick weißt darauf hin, dass zu viele Knock Outs langfristig schlecht für die Gesundheit sind. Dies ist einer der Hauptgründe, wieso gezieltes Knock Out Training in seiner Trainingspraxis immer weniger wurde. Denn ein Knock Out ist immerhin eine negative Beeinflussung des Gehirns und dies kann längerfristig nicht gut sein. Nach einem Knock Out muss der Körper sich wieder fangen. Das Nervensystem muss sich beruhigen, der Blutdruck stabilisieren, der Körper muss zurück zur Homöostase finden.

Richard Smithhart dreht die Frage um. Es sollte nicht heißen, wie wichtig ist der Knock Out für das Kyusho, sondern viel eher, wie wichtig ist der Knock Out für den Praktizierenden selbst. Jeder befindet sich auf seinem eigenen Martial Arts Weg. Was möchte man mit seiner Kampfkunst erreichen. Will man seinen Gegner nur kontrollieren oder möchte man sein Nervensystem stören. Es ist immer eine persönliche Wahl.

Ab Minute 11 bis 19:25 ist eine Zusammenfassung echt schwierig, deswegen versuche ich es an dieser Stelle auch nicht. Es würde den Erzählungen nicht gerecht werden. Es geht um KO Erfahrungen von Langzeit-Praktizierenden, wie Chris Thomas, Jim Corn, Michael Patrick u.a.

Was sind die Gründe für die Kyusho Kontroverse?

  1. Aufgrund der Veröffentlichungen von Vorführungen mit leichten Schlägen. Es sieht zu einfach aus und es wird vergessen, dass es bei den leichten Knock Outs nur um die Sicherheit der Partner geht. Niemand würde in der Realität leicht schlagen.
  2. Weil Kyusho einfach nicht bei allen Menschen gleich funktioniert und bei manchen sogar gar nicht oder nur super super schwer.
  3. Vorführtechniken werden als das Maß der Dinge verstanden. Ein Partner steht bewegunglos und wird ohne Gegenwehr KO geschlagen. Dabei geht es doch viel eher darum zu verstehen, wie Vorführtechniken in ein dynamisches Szenario übertragen werden können.
  4. Wenn es nicht funktioniert, muss es natürlich am Kyusho liegen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass es am Praktizierenden und seiner Technik liegt. Das sieht nur niemand.
  5. Es gibt einfach immer Kritiker. Man kann nicht alle überzeugen.

Interessant ist, dass niemand Knock Outs beispielsweise von Mike Tyson als Fake interpretieren würde. Der Glaube daran, dass man nur hart genug schlagen muss, um jemanden KO zu hauen, ist irgendwie bei allen verankert. Aber ein Angriff auf Nervenstrukturen, die womöglich eine Reizung des Vagus-Nervs hervorruft, ruft Skepsis hervor.

Ab Minute 24:18 – 28:13 wird es noch ein bisschen abgefahrener. Deswegen werde ich die Stelle über No Touch Knock Out hier aussparen. Nicht weil ich es für Humbug halte, sondern weil es den Beitrag zum Knock Out in eine falsche Richtung lenken würde. Schaut euch die Stelle an, ich habe es getan und stehe dahinter.

10 Anregungen für dein Kyusho KO Training

Es macht Sinn diese Anregungen zu nutzen, um selbst die Fähigkeit ausbilden zu können Knock Outs zu wirken. 

  1. Kenne die Reanimationen
  2. Trainiere unter einer sachgerechten Anleitung
  3. Finde jemanden, der leicht auf KOs anspricht
  4. Finde jemanden, der bereit ist, sich Schlagen zu lassen
  5. Überwinde dich jemanden zu schlagen, aber schlage nicht härter als du glaubst zu müssen
  6. Es dreht sich alles um die Rotation der Hand
  7. Halte deine Knock Out einfach
  8. Nimm, was Du bekommst
  9. Lerne die Nuancen und Prinzipien, die dir helfen einen Knock Out zu vollführen
  10. Gib nicht auf. Bleib dran!

Ich möchte dir noch einmal ans Herz legen das Video zu schauen. Es ist spannend und gibt ein paar schöne Einblicke in das Thema Knock Out. Auch möchte ich dich einladen in den Kommentaren weiter zu diskutieren. Was ist ein Knock Out für dich und welchen Stellenwert hat er in deiner Kampfkunst?

Ich wünsche dir noch eine schöne Trainingswoche.

Insight Kyusho

by Basty

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