Die Kombination einzelner Pressure Points ist das eigentliche Ziel von Kyusho. Durch sich gegenseitig beeinflussende Verbindungen können Körperstrukturen weitgehend ohne großen Krafteinsatz manipuliert und beeinträchtigt werden.

An anderer Stelle habe ich schon das Prinzip der Meridiane und das Prinzip von Yin & Yang näher beschrieben. Ein weiteres Prinzip, auf das ich heute näher eingehen möchte, ist die Verwendung der fünf Elemente.

Ursprung der fünf Elemente

Jetzt wird es freaky und der Wahrheit halber, auch etwas diffus. Das chinesische Denken und ihre gesamte traditionelle Naturphilosophie lässt sich nicht in ein paar Absätzen beschreiben. Und um ehrlich zu sein, ich wäre, um das zu beschreiben auch der völlig Falsche. Darum berufe ich mich allein auf mein begrenztes und sehr vereinfachtes Verständnis.

Zu Beginn war Chaos. Ein Mischmasch aus wilder Ursprungsmaterie. Diese Materie spaltet sich in das leichte Qi (das Yang), welches nach oben steigt und den Himmel bildet und das schwere Qi (das Yin), welches nach unten sinkt und die Erde bildet. Diese harmonische wechselseitige Ergänzung von Yin und Yang bildet den Raum für den Menschen zwischen Himmel und Erde. Im Bereich des Menschen entsteht eine weitere Kraft, die in komplexen numerologischen Beziehungen zu Yin & Yang steht – die Zyklen der fünf Wandlungsphasen.

Aufgepasst; die Verbindung von Yin & Yang und den Elementen kam erst viel später. Ursprünglich kann man davon ausgehen, dass es sich um separate Systeme zur Naturerklärung handelt.

Jedenfalls zeigt sich in der Praxis, sowohl Yin & Yang als auch die fünf Wandlungsphasen dienen in erster Linie als Grundbausteine für die Klassifizierung der Wirklichkeit.

Die Zyklen der fünf Wandlungsphasen

Die fünf Elemente sind Feuer, Erde, Metall, Wasser, Holz. Da diese Elemente als wesentlich und ursprünglich angesehen werden, werden sie oft verwendet, um zu beschreiben, wie sich Dinge beeinflussen und miteinander in Beziehung stehen. Jedem der zwölf bilateralen organbezogenen Meridiane ist eines der fünf Elemente zugeordnet. So wird beispielsweise der Magenmeridian als Erde bezeichnet, während der Gallenblasenmeridian als Holz bezeichnet wird.

Die Bezeichnungen sind hier nicht wortwörtlich zu verstehen. Ich denke, dass ist heute jeden klar. Diese Sprache wird verwendet, um Beziehungen und nicht das Wesentliche zu beschreiben. Magen ist nicht wirklich Erde, und Gallenblase ist nicht wirklich Holz, aber es besteht eine Beziehung zwischen ihnen, die durch das Zusammenspiel von Erde und Holz gekennzeichnet ist. 

Es gibt zwei Hauptbeziehungen, die die Elemente beschreiben – die erste wird als Kreislauf der Erschaffung und die zweite als Kreislauf der Zerstörung bezeichnet.

Erschaffung und Zerstörung

Schauen wir schnell in Richtung der Akupunktur spricht man bei Erschaffung auch von Tonisierung. Die Idee ist, dass die Stimulation eines Punktes, beispielsweise eines Holzmeridians (wie der Gallenblase), die Aktivität und das Energieniveau (Chi) in einem Feuermeridian (wie dem Herzen) erhöht. In der therapeutischen Anwendung wird dieser Ansatz bei einer Unterfunktion eines Meridians angewendet.

Zerstörung wird auch als Sedierung bezeichnet. In diesem Fall wird die Stimulation eines Punktes auf einem Holzmeridian, wie der Gallenblase, das Energieniveau eines Erdmeridians, wie des Magens verringern. Dies wird verwendet, wenn ein Meridian überfunktioniert. 

Im Kyusho wird es hier nun interessant. Gerade im Bereich von Angriff und Verteidigung ist der destruktive Kreislauf der Zerstörung unser Anwendungsgebiet.

Die Theorie ist, dass man nach dem Schlagen eines Punktes auf einem Meridian nachfolgend einen Punkt auf einem nachteilig beeinflussten (sedierten) Meridian treffen sollte.

Ein einfaches Beispiel.

Angriff ist ein beidhändiger Griff am Revers. Die Verteidigung beginnt mit einem Schlag auf Dickdarm 10 & 11 (Metall) auf der Außenseite des Unterarms. Richtig ausgeführt und in Kombination mit einer guten Körpermechanik kollabiert der gegnerische Ellenbogen nach innen und leitet eine Drehung des Oberkörpers und des Kopfes ein. Dadurch öffnet sich der Punkt Gallenblase 20 (Holz) am Hinterkopf. Ein direkter Schlag kann zu einer schönen Körperbeeinträchtigung, sowie Bewusstlosigkeit führen. Metall hakt schließlich Holz!

Jetzt wünsche ich dir viel Spaß beim Training.

Insight Kyusho by Basty

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